Der erste Eindruck aus Haiti

 

Ankunft in der Schule 18.09.2019

 

 

Wir befinden uns in Santo Domingo (Dominikanische Republik), 6 Uhr Ortszeit. Ben, Carl und ich stehen auf, um uns für die 7 Stunden Busfahrt nach Cap Haitien bereit zu machen.
Schnell machen wir uns auf zur Busstation, doch dass der Bus nach Haiti heute fährt ist zweifelhaft, da es in den letzten Tagen vermehrt zu Protesten kam. In der Hoffnung, dass sich die Situation beruhigt hat, machen wir uns nun auf den Weg und haben Glück:
Der Bus fährt, endlich geht es los!

 

 

Die Grenze nach Haiti passieren wir ohne Probleme und in Cap Haitien wartet schon Elismène (von allen Dada genannt) auf uns. Sie bringt uns zur Schule, die etwas außerhalb der Stadt liegt.
Das Schulgelände ist sehr groß und deutlich schöner, als die Gebäude in der Stadt. In der Mitte liegt ein großer Hof, der von den Wohnungsgebäuden eingeschlossen wird. Hinter der Schule liegt ein Berg, der eine wunderschöne Aussicht bietet.

 

 

Bei unserer Ankunft regnete es und die Kinder waren sehr hilfsbereit und halfen, unsere Koffer ins Haus zu tragen. Dann hatten wir Zeit, um die Schlafsituationen zu klären, auszupacken und sich fertig zu machen. Carl wurde im Haus, wo sich ebenfalls die Küche befindet, untergebracht. Ben und ich schlafen im gegenüberliegenden Haus für die Freiwilligen.

 

 

Zuerst waren die Kinder schüchtern und zurückhaltend, aber sobald wir sie einmal ansprachen, hatten sie keine Berührungsängste mehr. Alle wollten unsere Aufmerksamkeit und uns berühren. Besonders unsere Haare fanden sie sehr interessant. Im Nu wurden wir von den Kindern belagert und eine Frage nach der anderen wurde gestellt:
Woher kommt ihr?
Was ist dein Lieblingssport?
Können wir morgen Fußball spielen?
Hast du eine Freundin?
Wie alt bist du?
Doch am wichtigsten war die Frage nach Gott!!! Sie schienen gar nicht begreifen zu können, wie man Zweifel an der Religion haben kann.

 

 

Sie führten uns auf dem Wohngelände herum und erklärten uns alles. Natürlich verstanden wir nicht alles, aber schon vieles. Auch wir stellten ihnen viele Fragen über ihr Lieblingsfach, ihr Alter, sowie zu ihren Interessen und Hobbies.

 

Abends aßen wir dann zusammen mit Claire Spaghetti mit einer leckeren Tomaten-Gemüsesauce und sie erklärte uns, wie der Alltag und die Lebensverhältnisse hier aussehen.

 

 

Zum Abschluss des Tages spielten Ben, Carl und ich noch ein bisschen Karten in der Küche. Als Ben und ich dann schließlich den Hof überquerten, um schlafen zu gehen, war die Tür, die zu unseren Zimmern führt, abgeschlossen. Problematisch war, dass wir in der ganzen Aufregung unsere Schlüssel in diesen Zimmern vergessen hatten. Da schon alle schliefen, konnten und wollten wir niemanden aufwecken, um Zugang zu unseren Zimmern zu bekommen, also quetschten wir uns notgedrungen zu dritt in Carls Bett und schliefen dort ein. Ende.

 

 

Blogeintrag von Nicolas Manly

 

 

 

Zwei Welten auf einer Insel: Dom Rep und Haiti

 

Es ist kühl. So kühl, dass wir uns Pullis anziehen müssen. Aber scheinbar mögen die Dominikaner es kalt. Sonst würden sie nicht den Bus, in dem wir sitzen, so stark runterkühlen. Wir sind auf der Fahrt von Santo Domingo nach Cap Haitien. Es ist der dritte Anlauf, dass wir versuchen nach Haiti zu kommen. Es gibt momentan Unruhen in Haiti, sodass der Bus die letzten Tage nicht fuhr. Doch heute fährt er, zu unserer Überraschung.

 

 

 

Es geht über die breiten, ausgebauten Straßen durch Santo Domingo vorbei an modernen, teilweise etwas runtergekommen Gebäuden. An jedem Gebäude hängt ein großes unübersichtliches Knäuel an Stromleitungen. Doch die Stromversorgung funktioniert die meiste Zeit. Es gibt viel Verkehr, aber keine Regeln. Alle fahren irgendwie durcheinander, mit genug hupen funktioniert es. Man darf nur nicht zu passiv fahren, sonst kommt man nicht mehr von der Stelle. Fußgänger gibt es nicht alt zu viel. Die Menschen bleiben lieber in ihren gekühlten Häusern oder in ihren modernen Autos. In den paar Tagen, in denen wir in Santo Domingo waren, hatte ich den Eindruck, dass das hier gar nicht so weit von europäischen Verhältnissen weg ist.

 


Es geht langsam aus der Stadt raus. Die Häuser werden kleiner und sehen immer einfacher aus. Bis Santiago geht es über eine gut ausgebaute Autobahn. Hinter Santiago endet dann die Autobahn. Es geht weiter über eine große Landstraße. Am Rande der Straße sehen wir kleine Hütten in denen tote Tiere an Haken hängen und dort „frisch“ für die Kunden geschnitten werden. Die Verhältnisse werden immer einfacher, man sieht immer mehr Menschen auf der Straße, die einfach nur rumsitzen oder Sachen transportieren. Wir fahren an immer mehr Militärstationen vorbei. Wir bekommen das Gefühl, dass wir uns der Grenze nähern. Nach zwei Passkontrollen haben wir es dann geschafft.

 

 

 

Endlich sind wir in Haiti. Aus dem Bus erkennt man direkt, dass hier Einiges anderes ist, als auf der anderen Seite der Grenze. Das erste was mir auffällt: Die Menschen hier sind viel dunkler. Im Straßengraben gibt noch viel mehr Müll. Ich dachte schon, dass in der Dominikanischen Republik viel Müll neben und auf den Straßen liegt. Aber hier ist noch mal viel mehr Müll. Wir fahren vorbei an einigen Feuern. Scheinbar wird, wenn irgendwann genug Müll im Straßengraben liegt, der Müll einfach angezündet und verbrannt. Ich habe das Gefühl, dass Plastik nicht in diese Welt hier gehört. Das Plastik wird aus dem Ausland hierhergebracht, aber die Menschen haben nie gelernt damit umzugehen. Also liegt es hier einfach rum und niemand kümmert sich richtig darum.

 

 

 

Die Häuser hier sind eher Bauruinen als richtige Häuser. Ich weiß nicht ob das die Überbleibsel des Erdbebens sind oder ob sie nie zu Ende gebaut wurden. Vor den Häusern sitzen viele Menschen, unterhalten sich tragen Dinge auf dem Kopf und sehen trotz der sehr einfachen Bedingungen glücklich aus. Eigentlich glücklicher als die Menschen in der Dom Rep.

 

 

 

Es geht weiter in Richtung Cap-Haitien. Kurz vor der Stadt halten wir an. Die Proteste, die es hier seit einigen Wochen gibt, richten sich gegen die Regierung. Die Wut der Demonstranten richtet sich auch gegen die Wohlhabenden, weil sie anscheinend häufig mit der korrupten Regierung etwas zu tun haben. Und unser Bus, mit uns als Weißen drin, wäre wohlmöglich so ein Ziel. Daher begleitet uns ab nun ein Polizeiauto. Wir müssen die Vorhänge im Bus zuziehen, damit uns Weiße niemand sieht.

 

 

 

Nachdem wir im abgesperrten Busbahnhof in das Auto von der Schule gestiegen sind, bekommen wir doch noch einen ganz kurzen Eindruck von der Stadt. An der Küste liegen riesige Müllberge. Die Häuser sind grau, heruntergekommen und alles sieht irgendwie dreckig aus. Wir sind nun wirklich angekommen in einer anderen Welt.

 

 

Doch dann öffnen sich auch schon die Tore der Schule. Hier gibt es wieder schöne bunte Häuser. Alles ist hier sehr einfach und es fehlt auch an einigem. Aber trotzdem ist es sehr schön hier. Ich denke in der Schule können wir gut vier Monate verbringen.

 

~Carl

16.10.19: Endlich mal wieder Zeit, was zu schreiben

Nach langer Zeit komme ich nun endlich mal wieder dazu etwas zu schreiben. Es gibt ziemlich viel zu erzählen. Es gibt hier so viele Dinge, die man machen kann. Da ist es echt schwer Zeit zu finden, um was zu schreiben. Und das, obwohl wir momentan so gut wie nie aus der Schule rauskommen.

 

 

Aber erst einmal zu uns: Uns geht es hier ziemlich gut. Wir haben viel Spaß mit den Kindern. Bei der Lebensfreude, die die Kinder hier haben, kann es kaum langweilig werden. Wir spielen viele Kartenspiele und Ballspiele. Das Lieblingsspiel der letzten Tagen heißt „À qui“: Eine Person hält seine Hände hinter den Rücken und muss, nachdem ihm jemand auf die Hände geschlagen hat, erraten wer es war. Ein ganz einfaches Spiel was, aber für viel Spaß sorgt. Jeden Sonntag - häufig auch öfter - wird die Musikbox rausgeholt und den ganzen Nachmittag getanzt. Die meisten Kinder können richtig gut tanzen. Da können wir nicht ganz mithalten. Spaß macht es trotzdem und ein kleines bisschen haitianisch Tanzen lernen können wir dabei auch, obwohl der Tanzstil ziemlich schwer und schnell ist. Wenn es mal etwas ruhiger ist, bleibt auch mal Zeit sich mit den Kindern zu unterhalten. Es ist sehr interessant zu erfahren, was die Kinder hier denken. Dazu später mal mehr.

 

 

Die Unruhen hier in Haiti sind in den letzten Wochen noch etwas größer und heftiger geworden. Der Großteil der Proteste findet zwar in der Hauptstadt Port-au-Prince statt, aber durch die sehr instabile Lage haben momentan auch hier in Cap-Haitien viele Läden geschlossen und die Preise, für das was es noch gibt, steigen. Das sorgt natürlich für noch mehr Armut und Kriminalität, sodass es für uns zu gefährlich ist alleine in die Stadt oder auch mit Begleitung in die Berge zu gehen.

 

 

Am Anfang war es für mich eine große Umstellung jeden Tag ausschließlich in der Schule zu verbringen, aber mittlerweile habe ich mich gut daran gewöhnt. Man denkt gar nicht mehr darüber nach, was man als nächstes oder morgen machen kann. Man schaut einafch was los, denn irgendwas passiert hier immer.

 

 

Auch die Schule kann aufgrund der Unruhen noch nicht losgehen. Die Lehrer und die Kinder, die nicht im Waisenhaus wohnen, können nicht kommen. Deshalb geben wir  den Kindern der 6.-9. Klasse unter der Woche Mathe-, Englisch- und Deutschunterricht. Das funktioniert mittlerweile recht gut, auch wenn es nicht ganz einfach ist Unterricht auf Französisch zu geben.

 

So verbringen wir hier die Zeit mit Unterrichten, Spielen, Tanzen, Unterhalten und einigem mehr. Natürlich hoffe ich, dass sich die Situation hier in Haiti entspannt, und wir noch etwas von der Gegend sehen können. Aber hier in der Schule lässt es sich auch gut leben und wir sammeln hier jeden Tag neue, spannende Eindrücke.

 

 

Achja, und was ich überhaupt nicht vermisse ist das deutsche Wetter. Es ist hier zwar sehr schwül und warm, aber nachdem wir jetzt vier Wochen ohne einen Hauch kühler Luft verbraucht haben, weiß man schon fast gar nicht mehr wie sich kühle Luft anfühlt. Und ich freue mich darüber einfach ohne Jacke, Socken, Schuhe rauszugehen. Naja, aber das ganze schwitzen hier brauche ich nicht unbedingt…

~Carl

 

Haiti - Aussicht auf Besserung?

Haiti steckt im Grunde seit der Unabhängigkeit 1804 in einer Krise. Armut, korrupte Regierungen und Naturkatastrophen belasten das Land. Zwar ist das letzte Erdbeben schon etwas her, aber viele Haitianer sagen, dass die Situation schon lange nicht mehr so schlimm war, wie momentan. In der Hauptstadt Port-au-Prince finden fast jeden Tag große, gewalttätige Proteste statt. Hier in Cap-Haitien ist es etwas ruhiger, aber auch hier wird regelmäßig protestiert.

 

 

Der haitianische Präsident ist, wie viele seiner Vorgänger, mit einigen Versprechen angetreten. Getan hat sich seitdem wenig. Von seiner Politik haben vor allem die Reichen inklusive ihm selbst profitiert. Aufträge, um Straßen zu bauen flossen unteranderem an seine Firma, die eigentlich Bananen anbaut. Die Straßen wurden nie gebaut und wo das Geld nun ist, da besteht auch wenig Zweifel dran.  

 

 

Der Präsident gehört der sehr kleinen und reichen Oberschicht an, die auch fast die gesamte Industrie und viele der größeren Firmen in Haiti besitzen. Der Großteil der Bevölkerung lebt von unter 2 Dollar pro Tag und die Mittelschicht dazwischen ist klein. Diese enorme Ungleichheit sorgt, natürlich schon länger, für eine angespannte Lage innerhalb der Bevölkerung.

 

 

Diesen Sommer fingen dann noch die Benzinpreise an zu steigen. Eigentlich wird Haiti durch das Petrocaribe-Abkommen subventioniertes Benzin aus Venezuela zugesichert. Doch da in Venezuela die Wirtschaft komplett zum Erliegen gekommen ist, kann das Abkommen nicht eingehalten werden. Viele Tankstellen sind geschlossen und auch für das Auto von der Schule ist es nicht mehr leicht Benzin zu finden. Mit den Benzinpreisen steigen auch die Preise für Lebensmittel, was vor allem die Ärmeren hart trifft.

 

 

Aus Verzweiflung über die die eigene Lage und aus Wut gegen die Regierung, gehen seit über zwei Monaten die Menschen aus allen Schichten und politischen Richtungen auf die Straße. Die Opposition besteht mittlerweile aus fast der gesamten Bevölkerung. Sie alle fordern den Rücktritt des Präsidenten. Dieser möchte jedoch nicht einfach so gehen. Er beruft sich darauf demokratisch gewählt worden zu sein. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei 21%. Kein Wunder, denn gewählt werden kann nur im Geburtsort. Alle die woanders hingezogen sind und kein Geld haben, um für die Wahl zurückzufahren, können nicht wählen.

 

 

Als Lösung bietet der Präsident der Opposition einen Dialog an. Die gesamte Opposition lehnt diesen Vorschlag ab mit der Begründung, dass er nur versucht länger an der Macht zu bleiben: „Warum sollen wir mit einem Präsident verhandeln, den niemand mehr unterstützt“, sagen sie. Und so stehen sich seitdem die zwei Fronten gegenüber ohne, dass sich viel tut.

 

 

Vor einem Monat wurden in Port-au-Prince zwei Journalisten von einem Senator angeschossen. Polizisten gehen gewaltsam gegen die Demonstranten vor und die Demonstranten errichten Blockaden, sodass der Verkehr zum Erliegen kommt und somit große Teile der Wirtschaft. Waren aus dem Ausland kommen nur noch schwer ins Land und auch der Handel zwischen den Städten funktioniert nicht mehr.

 

 

Die Lage der Menschen wird immer schlechter, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Elismène - die Ansprechpartnerin für alle und alles -, Madame Lilly - unsere Köchin - und andere Haitianer, mit denen wir gesprochen haben, sind überzeugt, dass sich die Situation bis spätestens Dezember bessern wird.

 

 

Teile der Opposition haben sich zusammengeschlossen und zwei mögliche Konzepte entworfen wie es nach dem Sturz vom Präsidenten weitergehen könnte. Der konservative Flügel möchte nur einen Regierungswechsel, ohne jedoch die politischen Strukturen zu verändern. Sie haben eine “Kommission für die Erleichterung und Übergabe der Macht“ gegründet und wollen dadurch einen neuen Präsidenten in Stellung bringen. Hinter diesem Konzept stehen eher die Reicheren und Teile der Mittelschicht. Im Gegensatz dazu fordert ein Bündnis aus den sozialen Bewegungen, Linksparteien, Gewerkschaften, Jugend- und Frauenorganisationen einen Wandel des Systems hin zu demokratischeren Strukturen. Sie wollen nicht einfach nur die Regierung austauschen, sondern das politische und wirtschaftliche System grundlegend verändern.

 

 

Wie es nun weitergeht weiß wohl niemand. Ich hoffe natürlich, dass die Bevölkerung zu einer Lösung kommt, aber vor allem zu einer Lösung, die wirklich die grundlegenden Probleme, wie Instabilität, Ungleichheit und Armut angeht.

 

 

~Carl

 

Ein Tag als Waisenkind hier auf der Schule

Seit einem Monat sind wir jetzt schon hier und haben viele unterschiedliche Eindrücke gesammelt und man hat sich schnell eingelebt:
Man wacht nicht mehr um 5 Uhr morgens auf, wenn der Hahn kräht und kann bis 7.00 Uhr durchschlafen. Man hat sich darauf eingestellt, dass man nur zu bestimmten Uhrzeiten Wasser benutzen kann. Die Hunde haben sich an einen gewöhnt und fangen nicht jedes Mal erneut an zu bellen, wenn man das Haus verlässt. Und das Beste ist, dass man sich endlich die Namen der Kinder merken kann.

 

 

Und weil die Kinder, unbedingt auch mal einen Blogeintrag schreiben wollten, werde nicht ich heute, sondern die Kinder, diesen Blockeintrag verfassen, damit Ihr einen Eindruck von dem Leben hier, als Waisenkind, gewinnen könnt.

 

Steve (10 Jahre)

 

Um 7 :15 Uhr stehe ich auf. Ich habe gut geschlafen und von einem Kampf geträumt, den meine Freunde und ich gewannen.
Die Sonne scheint schon, als ich mein Zimmer verlasse. Zusammen mit meinen Freunden putze ich mir die Zähne und danach klopfe ich mir meine Ohren ab und wasche schnell mein Gesicht. Danach mache ich mich auf den Weg in die Cafeteria.
Heute gibt es…

 

J’ai dormi en faisant des rêves. Il y a eu un combat et c’étaient mes amis et moi qui ont gagné.
Le soleil brille quand je sors ma chambre. Je brosse me dents avec mes amis et après je frotte mes oreilles et je me lave le visage.
Ensuite je mange…

Régis (14 Jahre)

…ein süßes Gebäck mit Zimt und dazu trinke ich viel Wasser. Manchmal gibt es Brot mit einem leckeren Erdnussbutteraufstrich, der Mamba heißt, oder auch Marinades, in Öl gebackener Teig. Nach dem Frühstück spülen wir zusammen, putzen die Tische und die Cafeteria. Danach gehen wir zur…

 

 

...la boullie. Parfois il y a du pain avec du mamba et ou des marinades et je bois beaucoup d’eau. On fait la vaisselle ensemble, essuyer les tables et nettoyer la cafétéria. Après nous allons à…

 

 

Germanie (13 Jahre)

…Schule. Zuerst habe ich Matheunterricht mit Ben und wir nehmen zusammen Brüche durch. Der Kurs macht mir viel Spaß. Danach habe ich Französisch bei Herrn Ansky, er wohnt ebenfalls im Waisenhaus und hilft uns in der Schule). Bei dem Diktat habe ich 0 Fehler und ich bin sehr zufrieden mit mir. Anschließend gehe ich zurück zum…

 

…l’école. J’ai un cours de math avec Ben. Je trouve le cours bien. Nous faisons les fractions et ensuite j’ai un cours de français avec monsieur Ansky et il fait une dictée. Je suis très heureuse, parce que j’ai zéro faute. Après je viens à…

Jesula (11 Jahre)

…Waisenhaus. Wie jeden Morgen besuche ich den
Amerikaner Bob. Er ist ein netterer, älterer Herr, der sich um die Farm hier kümmert. Nebenbei möchte er mir noch mit dem Basketballtraining helfen und wir schreiben viel zusammen auf Englisch. Um 13:30 Uhr ist es Zeit für...

 

 

 

 

...l'orphelinat. Chaque matin je visite Bob. Il est un vieil homme qui voudrait m’aide à pratiquer le basket. On écrit ensemble en anglais. Il est un gentil américain qui s’occupe de la ferme. A une heure et demi…

Jessie (12 Jahre)

 …das Mittagessen in der Cafeteria. Zuerst beten wir für alle, dann fangen wir mit dem Essen an. Mein Lieblingsessen ist Spaghetti mit Fleisch. Heute gibt es Reis und Bohnen zusammen mit Salat und Karottensaft. Ich sitze zwischen meinen Freundinnen Rosaline und Micaelle. Nach dem Essen…

 

 

...nous mangeons à la cafeteria. Nous prions pour tout le monde avant le repas. Mon repas préfère est le spaghetti avec de la viande. Aujourd’hui nous mangeons du riz et du pois mélanges, avec de la salade et du jus de carotte. Je m’assois entre mes amies Rosaline et Micaelle. Après le diner...

 

 

 

Micaelle (12 Jahre)

…geht die Schule weiter. Im Englischunterricht mit Carl lesen wir zusammen ein englisches Buch und ich lerne neue Wörter: „Chicken“ bedeutet Huhn und „Cook“ heißt kochen. Ich gehe in die…

 

 

 

...l’école continue. J’ai des cours d’anglais avec Carl. Nous lisons un livre en anglais ensemble et j’apprends des nouveaux mots : chicken veut dire poulet et cook est cuisiner en français. Je vais à la…

Mirlanda (13 Jahre)

…Bibliothek und lese Magazine und Comics. Ich habe schon „Harry Potter“ von J. K. Rowling und „La Revelation“ von Stephanie Meyer gelesen, doch meine Lieblingsbücher sind von Nora Roberts „Question de choix“ und (die Bücherserie) „Crimes pour l‘exemple“. Zur selben Zeit…

 

...bibliothèque et je lis des magazines et des BDs. J’ai lu « Harry Potter » de J. K. Rowling et « la Révélation » de Stephanie Meyer, mais mes livres préfères sont « Questions de choix » et « Crimes pour l’exemple » de Nora Roberts. En même temps…

 

Amandine (16 Jahre)

 

…spiele ich auf dem Klavier « Dutch dance » und « Silent night » zusammen mit meinem Musiklehrer Herrn Paul. Mit Carl und Nico spiele ich „Alleloua“ (Hallelujah) und „Havana“ von Camilla Cabello. Im Juni 2018 habe ich mit dem Klavierunterricht begonnen und spiele seitdem immer unter der Woche auf dem Klavier. Ich finde, dass Klavier ein sehr interessantes Instrument. Manchmal ist es leicht und manchmal sind die Notenstücke sehr schwer. Wenn der Unterricht vorbei ist…

 

…je joue au piano « Dutch dance » et « Silent night » avec mon professeur Paul. Avec Carl et Nico je joue « alleloua » et « Havana » de Camilla Cabello. J’ai commencé avec le cours de piano depuis en juin 2018 jusqu’en novembre 2019. Je trouve que le piano est très intéressant. Parfois c’est facile et parfois c’est difficile. Quand le cours est terminé…

Maikenson (12 Jahre)

...spiele ich Fußball. Meine Mannschaft gewinnt, auch dank meiner 3 Tore und 2 Vorlagen, „9:5“. Die anderen Kinder nennen mich „Ozile“ wie der deutsche Fußballspieler, weil ich sehr gut in Fußball bin und außerdem große Augen habe.
Wenn wir mal nicht Fußball spielen, dann turne ich. Ich kann…

 

 

...je joue du foot. Mon équipe gagne 9 : 5 et je fais 3 buts et 2 assists. Les autres enfants m’appellent « Ozile », comme le joueur allemand, parce que je suis très bien en foot et a les grands yeux. Parfois, si nous ne jouons pas du foot, je fais d’acrobatique. Je peux faire…

Nathanael (13 Jahre)

...Salti und manchmal sogar Doppelsalti machen. Aber am besten bin ich bei den Rückwärtssalti. Die anderen Jungs sind nicht mutig genug um einen Salto zu versuchen, und Mut ist für das Turnen sehr wichtig. Sie sagen, dass ich der Beste von ihnen im Turnen bin. Ebenfalls viel Spaß macht mir Englisch und…

 

...des sauts périlleux, on s'entraine parfois. Mais je suis plus fort en saut arrière. Les autres garçons ne sont pas courageux et pour l'acrobatique la courage est très importante. Ils disent que je suis plus fort qu´eux. Je suis très fort en anglais et…

Naiken (16 Jahre)

… today I practiced to rap fast. I want to be a big rapper with many fans like RIANE. My favourite song is “Helo Helo” (Spectre) by Alan walker. I would like to rap for god. I want to rap in English and live in Dubai, because the city is very big and they have modern technology. After my practice I…

Chrisca (14 Jahre)

…singe viele Lieder, zum Beispiel « Cœur de lumière » von Celine Dion, « Impossible » von James Arthur und von Maitre Gims « Mon cœur avais raison ». Es gibt hier viele Kinder, die sehr gut singen können und manchmal singen wir zusammen. Während des Wochenendes hören wir zusammen laute Musik und tanzen dazu. Um 5 Uhr duschen wir. Es wird langsam dunkel und…

 

je chante beaucoup de chanson par exemple « Cœur de lumière » de Celine Dion, « Impossible » de James Arthur et Maitre Gims « Mon cœur avais raison ». Il y a beaucoup d’enfants qui chante bien et parfois nous avons l’habitude de chanté ensemble. Pendant les week-ends nous avons l’habitude d’écouter de la musique très fort et danser. A cinq heures nous prennons une douche. Il fait sombre et…

Lolo (7 Jahre)

…heute gibt es etwas ganz Besonderes: Kuchen und dazu trinke ich Tee mit ein bisschen Zucker. Es ist schon 18 Uhr und ich bin müde. Nachdem ich mit dem Essen fertig bin, spiele ich mit meinem besten Freund Mardoche bis ich das Klingeln von der Glocke höre. Der Gottesdienst beginnt jetzt (um 20 Uhr) und…

 

...aujourd’hui il y a quelque chose extraordinaire : du gâteau et je bois du thé avec un peu de sucre. C’est 6 heures et je suis fatigue. Quand j’ai fini de manger je joue avec mon meilleur ami Mardoche jusqu’à on écoute le son de la cloche. La prière commence (maintenant) à 8 heures et…

 

Rose-Carlie (22 Jahre)

…ich warte, dass die Kinder kommen und Ruhe einkehrt. Ich leite den Gottesdienst jeden Tag   und beginne immer mit einem Credo und dem Vater Unser. Danach leite ich ein Gebet, an den Heiligen Geist, ein und beende den Gottesdienst mit einen Dankesgesang zum Beispiel „Halleloua“ (Hallelujah) Danach…

 

...j’attends les enfants pour qu’ils soient silencieux. Je commence avec le credo, et le Notre père. Ensuite un Chaplet à l’esprit Saint, une prière spontanée et on termine avec un chant de remercîment par Example « Halleloua ». Après…

 

Anne-Lucie (8 Jahre)

…nehme ich die Hand von Nico und begleite ihn bis zu seinem Zimmer. Doch die Hunde folgen uns und deshalb sage ich « Mes amis » (ausgesprochen: „meeeeeeesamiiiiiiiiiiiii“ und es bedeutet so viel wie: Meine Freunde oder auch Meine Güte). Wir kommen an der Tür an und ich sage „Gute Nacht an alle!“

 

 

 

 

 

...je prends la main de Nico et je l’accompagne à sa chambre. Les chiens nous suivent et je dis « Mes amis ». Nous arrivons à la porte et je dis « bon nuit à vous tous ».

Ich

 

Der Tag neigt sich dem Ende zu. Ich rede noch mit Carl und Ben: Meistens spielen wir Karten oder schauen noch einen Film zusammen. Es ist die einzige Tageszeit, wo es ruhig ist und man sich entspannt zurücklehnen kann ohne, dass 20 Kinder 30 unterschiedliche Dinge von einem wollen und das ist auch mal gut so. ENDE.

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt zu unseren Deutschprofis. Nach zwei Wochen Deutschunterricht schaffen sie es weitestgehend ohne Hilfe, über ihre Geschehnisse zu berichten:

 

Erickson (15 Jahre)

Im Waisenhaus wir haben vierzehn Hunde. Ich mag die Hunde und ich gebe die Hunde das Essen. Vor vier Wochen ich habe (geschnitten) das Haar von Nico. Ich mag gerne spielen Fußball mit meinen Freunden. Jetzt ich gehe…

Anderson (14 Jahre)

…in die schule und ich lerne deutsch mit Carl, Nico und Ben. Heute wir lernen die Uhrzeiten und wir lesen einen deutschen Text über ein Mädchen: Sie heißt Anna. Ich mag deutsch sehr und ich spreche viel mit Nico. Tschüss.

 

 

 

 

 

Blockeintrag von Nicolas Manly

 

Jetzt noch für die ganz interessierten eine Zugabe:

 

 

Wangly (16 Jahre)

Moi, mon activité préfère est le foot : i’m crazy for footbal!
Avec les Allemands qui sont à l’orphelinat nous regardons toujours ensemble des résultats, parce qu’ils sont aussi des fans du foot, mais des fans des équipes allemands Borussia  Dortmund et Bayer Leverkusen qui sont vraiment nul en ligues des champions. Mon club préfère est Juventus Turin et un peu Dortmund. J’aime la Bundesliga, Serie A et La Liga. Mon joueur préfère est Cristiano Ronaldo. Quand je ne joue pas du foot, je fais du handball.
Merci. 
God is good.

 

 

La prière- Das Gebet am Abend

Es ist Abend, gegen 20:00 Uhr. Es ist mittlerweile schon so dunkel, dass man die Sterne am Himmelszelt sehen kann. Ich sitze mit den Kindern zusammen vor meinem Haus. Wir reden zunächst über Gott und die Welt, ehe wir dazu übergehen „dans ma valise,“ also „Ich packe meinen Koffer“ zu spielen. Doch nun erklingt eine Glocke, die jemand vor der Cafeteria läutet. Das Glockenläuten bedeutet, dass nun alle Kinder sich versammeln sollen. Sie läutet zu 3 Anlässen. Nämlich, wenn es Essen gibt, wenn der Hof des Waisenhauses gereinigt werden soll und wenn das Abendgebet beginnt. Jetzt nehmen mich rechts und links zwei Kinder, Jusmène (9) und Steeve (10), an die Hand und wir gehen gemeinsam zur Cafeteria. Dort angekommen, müssen wir uns die Schuhe ausziehen, damit wir den Boden nicht dreckig machen. Dann trudeln alle Kinder und Erwachsene ein und setzen sich auf den Boden. Rose-Carlie (22) leitet den Gottesdienst. Sobald sich alle im Kreis hingesetzt haben, zündet Rose-Carlie ein Teelicht an und bittet Lolo darum, dieses in der Mitte des Kreises zu platzieren. Das Teelicht spendet ein bisschen Licht im ansonsten dunklen Raum. Nun fängt Rose-Carlie an zu singen: “Seigneur, prends soin de Moi“ Dann steigt der Rest ein: „J’AI BESOIN DE TOI“ (zu Deutsch: “Herr, sorge dich um mich! Ich brauche dich“). Alle Kinder singen das Lied, wie alle Kirchenlieder, auswendig. Auf das Lied folgt das Vater Unser, dass die Kinder um mich herum eher genuschelt aufsagen. Steeve, der neben mir sitzt, ist ziemlich müde. So müde, dass er sich an mich anlehnt. Ein paar Sekunden später legt er sich in meinen Schoß. Die Müdigkeit steht auch vielen anderen Kindern ins Gesicht geschrieben. Kein Wunder, wenn man gegen halb sechs aufsteht. Während Steeve es sich gemütlich macht, stimmt Rose-Carlie das Lied: “Je benirai le seigneur en tout temps“ an. Für das Lied rafft Steeve sich noch einmal auf, um es mitzusingen. Jedoch singt er nur die Hälfte des Liedes mit, ehe er sich wieder in meinen Schoß legt. Anschließend hört er nur noch zu: Das Ende des Liedes, die darauffolgenden Fürbitten und das letzte Lied „Halleoua“, Halleluja. Wie viel Steeve davon mitbekommt, weiß ich nicht. Immerhin ist er nicht richtig eingeschlafen. Die Fürbitten wenden sich an den Engel „Saint Michel,“ der „uns“ bei Kämpfen schützen soll. Diese Fürbitten werden dann anschließend sehr häufig wiederholt. Doch dann endet auf einmal die Dauerschleife. Nun singen die Kinder Halleluja. Nachdem sie den letzten Ton singen, wünschen sich alle nur noch eine gute Nacht und gehen schlafen.

 

~Ben

Programm und Organisation für die Waisenkinder

 

An alle eine schöne Vorweihnachtszeit. Nach längerer Zeit endlich wieder ein Update über das Leben hier.  

 

Nachdem wir über einen Monat Matheunterricht und Englischunterricht gegeben haben, komme ich langsam an den Punkt, an dem ich verstehe, mit welchen Herausforderungen Lehrer alltäglich zu kämpfen haben.
Wie motiviere ich die Schüler am besten?
Wie schafft ich es, dass sie Spaß mit einem haben und einen zugleich respektieren?
Wie gehe ich damit um, wenn es große Unterschiede beim Wissensstand gibt?
Wie schaffe ich es ruhig und ausgeglichen zu bleiben, wenn ein Fehler zum 42. Mal gemacht wird?
Aber irgendwie schlägt man sich ja immer durch… und das hat sich ausgezahlt.
Mit der 7. Klasse habe ich in Mathe die negativen Zahlen durchgenommen, die Multiplikation und Division mit negativen und positiven Zahlen, die Berechnung von Flächen und Volumen…
…und schließlich gab es auch den ersten Test… der mehr oder eher weniger gut ausgefallen ist.
In Englisch war es schwieriger den Unterricht zu gestalten, da der Unterricht nachmittags stattfand, wo viele Kinder Aufgaben für das Waisenhaus ausführen mussten und es deshalb häufig zu Verspätungen kam. Außerdem gab es kein Buch, an dem ich den Wissensstand hätte einschätzen können und auch der Lehrplan hat mir leider nicht weiterhelfen können. Also habe ich viel ausprobiert und versucht die Schüler möglichst aktiv in den Unterricht einzubinden, indem sie viel sprechen.

 

Und endlich nach über einem Monat sind die Lehrer wieder da und der richtige Unterricht beginnt für die Kinder. Für Ben, Carl und mich heißt das zum einen: morgens entspannt aufstehen und zum anderen, dass wir mehr Zeit haben, Projekte für die Kinder zu planen.

 

Veranstaltet haben wir schon einen Poesiewettbewerb, wo die Kinder wirklich schöne und kreative Texte vorgetragen haben. (siehe unten. Das Gedicht von Chrisca und Wangly)
Doch am meisten gefallen hat mir bis jetzt der Lesewettbewerb, für den ich ein Märchen vorbereitet hatte, in dem die Kinder des Waisenhauses eine Rolle spielten. Für die Teilnehmer gab es Bonbons und für den Sieger gab es Guacamole mit Keksen. Das war das erste Mal, dass die Kinder Guacamole aßen und ihnen hat es sichtlich gefallen.

 

Zusammen haben wir auch ein Schloss mit Burggraben gebaut und passend dazu eine Königsfamilie aus Knete geformt.
Und letztens hatten wir ein Fußballspiel „Kinder gegen Erwachsene“. Die Kinder haben natürlich haushoch gewonnen 4:0, aber ich finde, wir haben uns ganz wacker geschlagen. Während des Fußballspiels wurde laut Musik gehört und die Zuschauer haben getanzt, mitgesungen und natürlich mitgefiebert. 

 

Momentan sind wir schon an dem nächsten Projekt dran, bisher unser größtes. Wir wollen eine Olympiade starten, mit Sportarten wie Tanzen, Akrobatik und Laufen, aber auch Disziplinen wie Schach, Dame und für die ganz kleinen auch Mensch Ärgere Dich Nicht. Jedes Kind wird dann einer Nation zugeteilt und muss versuchen für seine Nation Medaillen zu gewinnen.

 

Wenn ich dann Freizeit habe, spiele ich oft zusammen mit den Kindern Klavier. Was als einmalige Sache startete, als mich ein Kind fragte, ob ich Klavier spiele, hat sich zum fast täglichen Klavierunterricht für mehrere Kinder entwickelt. Und ich bewundere die Ausdauer der Kinder (vor allem von Amandine), die teils über Stunden hinweg üben können und wirklich motiviert sind möglichst viel aus dem Unterricht mitzunehmen.

Jetzt beginnt langsam die Weihnachtszeit und auch wenn das Wetter unverändert sonnig bei 30 Grad liegt.
Man aufpassen muss, dass man keinen Sonnenbrand bekommt und man mit langer Hose und Pullover einen Hitzeschlag bekommen würde, wollen wir hier zu einer weihnachtlichen Stimmung beitragen. Deswegen wollen wir Girlanden und weihnachtliche Dekorationen basteln.

 

-Nicolas Manly-

Se reconnaitre de Chrischnay Joseph, 14 ans

Vous connaissez mon nom mais

pas mon histoire.
Vous avez entendu parler de moi
de ce que j’ai fait, mais pas
de ce que j’ai vécu. 
Vous savez ou je suis, mais
pas d’où je viens.
Vous me voyez rire, mais
vous ne savez rien de mes souffrances.
Alors, arrêtez de me juger.
connaitre mon nom,
ce n’est pas me connaitre.
Je me sens toujours heureuse vous savez pourquoi ?
Parce je n’attends rien de personne.
Alors arrêtez de me critiquer,
les attentes font toujours mal.
La vie est courte, apprenez ça bien
…aimer votre vie… soyez heureux… gardez le sourire…
et souvenez-vous
avant de parler : écoutez.
Avant d’écrire, réfléchisser.
Avant de blesser, considérer l’autre.  
Avant de détester, aimer.
Et avant de mourire, vivre.

 

 

 

 

"Sich wiedererkennen" von Chrisca Joseph, 14 Jahre

 

 

Ihr kennt meinen Namen,
aber nicht meine Geschichte
Ihr habt Sachen über mich gehört
was ich gemacht habe,
aber nicht von dem was ich erreichte.
Ihr wisst, wo ich bin,
aber nicht von wo ich komme.
Ihr wisst wie ich lache,
aber ihr kennt nichts über meine Leiden
Also! Hört auf mich zu beurteilen.
Meinen Namen zu kennen,
heißt nicht MICH zu kennen.
Ich bin immer glücklich! Wisst ihr wieso?
Weil ich nichts erwarte.
Also hört auf mich zu kritisieren,
Die Erwartungen enttäuschen einen.
Das Leben ist zu kurz, akzeptiere das…
liebt euer Leben… seid glücklich… behaltet euer Lächeln…
und erinnert euch, bevor ihr sprecht: zuhören
bevor ihr schreibt, nachzudenken.
bevor ihr jemanden verletzt, sich in den anderen hinein zu versetzten.
Bevor ihr hasst, liebt 
Und bevor ihr sterbt: lebt!

 

Ayiti Kap pse mizè                   -Wangly et Naiken-

 

Ayiti, ayiti, ayiti
chak fwam gadew m souri
ou fèm tounen lavi souri
o ayiti achak fwa m gade mizè w m souri
se pou ou m ap mouri

 

M sezi lèm wè eta belè
moun ki soupouvwa tout se tivolè
lè yap pran lajan ou papkonen kijou kilè
tout gen foli alnan palè
poutan tout se djol a lèlè
yodi yap bannou kounan 24sou24
inita fè drjòlè

 

Yon peyi gen desankeazan ende pandans
yo chita se fè nans
an ayiti vodou se pi sèl dans

 

 

Haïti dans la misère (auf französisch)

 

 

Haïti, Haïti, Haïti
à chaque fois que je te regarde je ris
tu me fais devenir souriant
Oh Haïti à chaque fois que je regarde tes misères je souris
c´est pour toi que je veux mourir

 

je suis étonné quand je vois l’état de bel -air
tous les dirigeants sont des voleurs
quand ils volent de l’argent tu ne connais ni le jour ni l’heure
ils ont tous l’envi d’être dirigeant
pourtant ils sont tous des menteurs
ils nous ont promis l’électricité 24 /24
ils donnent que des mensonges

 

un pays a 215 ans indépendance
ils font que des bêtises
en Haïti le vodou est la meilleure danse

 

 

 

die Missstände von Haiti

 


Haiti, Haiti, Haiti,
Ich muss lachen, jedes Mal, wenn ich dich sehe
du bringst mich zum lächeln
Oh Haiti, jedes Mal muss ich lächeln, wenn ich deine Missstände sehe
wenn ich von uns gehe, dann (nur) für dich

 

Der Zustand von Bel-Air, ich bin entsetzt/erstaunt vom Schein
Die Regierenden: Diebe sind sie alle
Wenn sie stehlen: welcher Tag, zu welcher Zeit? Nein,
alle möchten in der Regierung sein.
Lügner sind sie alle
Elektrizität versprachen sie uns fein
Alles nur falscher Schein.

 

215 Jahre Unabhängigkeit
Sie machen wohl Witze.
Der beste Tanz in Haiti ist der Voudou mit Sicherheit

 

Bel-Air: Ein Stadtteil in Cap-Haitien, der dafür bekannt ist, arm und hässlich zu sein.

 

Bedeutung des Katholizismus in Cap-Haitien

 

„Nun sag, wie hast du‘s mit der Religion?“  Die Gretchenfrage aus Goethes Faust wurde mir sinngemäß direkt bei unserer Ankunft von den Kindern gestellt. Warum war das eine der ersten Fragen der Kinder? Weil die Religion eine sehr große Rolle im Alltag einnimmt. Nicht nur für die Kinder des Instituts, sondern für fast alle Haitianer. Man erhofft sich viel vom Glauben. Schutz, Gesundheit, Erlösung. Doch inwiefern macht sich der Glaube bemerkbar?

 

Es sind Kleinigkeiten, die den Einfluss der katholischen Kirche deutlich macht. So steht zum Beispiel auf fast jedem Tap-Tap (der hiesige öffentliche Nahverkehr: Ein meist sehr heruntergekommenes Auto mit hinten eingebauten Bänken für die Fahrgäste) ein Spruch wie: „Das Blut Jesu“ oder „Psalm 91.“ Zudem prägen zahlreiche Kirchen das Stadtbild.

 

Im Institut macht sich der Glaube deutlich stärker bemerkbar. Das liegt unter anderem an einem religiösen Sprechgesang. Den ganzen Tag über laufen dieselben Lobpreisungen in Dauerschleife. Ein Mann singt beispielweise in einer monotonen Stimmlage: „Der einzige Gott des Universums.“ Daraufhin antwortet ein Chor: „der einzige Gott des Universums.“

 

Wenn ich Englischunterricht mit Régis mache, schreibt er als erstes immer frei Sachen auf: das Datum, ob es sich um Unterricht oder Hausaufgaben handelt und ein Satz, der ihm durch den Kopf geht. Dieser Satz ist auf fast jeder Seite Derselbe: „Gott ist gut.“ Er ist nicht der einzige, der das aufschreibt. Wenn ich an der Tafel der dritten Klasse vorbeilaufe, lese ich oben rechts auch immer: „Gott ist gut.“ 

 

Zudem gibt es jeden Abend den Abendgottesdienst, der wie im letzten Blogeintrag beschrieben verläuft. Die Kinder können bei dem Gottesdienst neben dem Vater Unser, dem Glaubensbekenntnis und einigen Liedern sogar Psalmen auswendig.

 

Diese Präsenz des Katholizismus sorgt dafür, dass der Glaube in der Identität der Kinder sehr tief verankert ist. Der Glaube ist in den Kindern augenscheinlich so tief verankert wie bei Gretchen.

 

„Nun sag, wie hast du‘s mit der Religion?“ Wie Faust habe ich die Frage nicht zur Zufriedenstellung „Gretchens“ beantwortet.

Ben

 

 

 

 

 

 

 

Heißer Heiligabend

 

Die Weihnachtszeit! Die Zeit, in der man es sich am liebsten Zuhause gemütlich macht. Es wird gebackt. Es wird gebastelt. Und die Kerzen auf dem Adventskranz zeigen, wie lange es noch dauert, bis das frohe Fest beginnt. Zudem sorgt das Kerzenlicht für eine wohlige Atmosphäre in der dunklen, kalten Jahreszeit.

 

Doch in Cap-Haitien ist es anders. Hier verbringt man die Weihnachtszeit bei heißen 30°C. Der Sonnenaufgang gegen 6:00 erweckt zudem nicht den Eindruck, als wäre jetzt schon Winter. Es fühlt sich mehr nach Sommer an. Das Leben geht in der Vorweihnachtszeit praktisch wie in der restlichen Zeit vonstatten. Es ist warm, man spielt Fußball, liest in der Bibliothek oder wäscht Kleidung.

 

In der Vorweihnachtszeit gibt es nur wenige Anzeichen auf das anstehende, frohe Fest. Nur eine Art Adventskalender zählt die Tage bis Weihnachten ab. Claire, eine andere Volontärin aus Frankreich, hat nämlich jeden Tag einen farbigen, aufklappbaren Zettel an die Cafeteriawand geklebt. Dort steht der Tag auf der Vorderseite und ein Auftrag (z.B. „lächle heute jeden an, den du siehst“) befindet sich auf der Innenseite.

 

Von Zeit zu Zeit fragen die Kinder uns dann auch noch, ob wir die Weihnachtsdekoration gemeinsam vorbereiten. Also bereiten wir die Dekorationen vor. Es ist jedoch etwas schwierig mit begrenzten Materialien und sehr vielen Kindern die Dekorationen vorzubereiten, da man gerade bei den Kleinen aufpassen muss, dass sie nicht zu viel Pappe, Kleber, etc. verschwenden. Besonders der Kleber ist rar.  Sie basteln trotzdem fleißig an ihrer Deko, genug für die Cafeteria und ihre Häuser. Die Dekoration sieht jedoch ziemlich anders aus als die, die ich aus Deutschland kenne. Es werden viele Girlanden und bunte Laternen gebastelt. Die Kinder erklären mir, dass wir an Heiligabend mit den Laternen im Hof laufen werden. Bei den Vorbereitungen schneiden sie besonders gerne Herzen und Sterne aus. Andere Motive, wie zum Beispiel Schneemänner oder Schneeflocken, bleiben jedoch aus. Wen wundert’s, wenn sie noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen haben? Allerdings wird der Tannenbaum immer wieder bei den Vorbereitungen ausgeschnitten. Dabei gibt es diesen Nadelbaum hier nicht. Dafür ist es viel zu warm. Jedoch kennen die Kinder den Baum dadurch, dass sie 3 furchtbar hässliche, weiße „Tannenbäume,“ bestehend aus Stahlröhren als Äste und komplett weiß besprayte Plastikfetzen als Blätter, im Waisenhaus haben. Diese werden glücklicherweise das restliche Jahr über in Kartons aufbewahrt. Für die Kinder sind diese Bäume jedoch „schön,“ auch wenn ich keinen einzigen, „schönen“ Anhaltspunkt für diese Aussage finde.  Die Plastikbäume werden dann erst am Morgen des 24.12. aufgestellt. Dann wird auch erst die Weihnachtsdeko aufgehangen.  Das bedeutet, keine Weihnachtsdeko und keine Weihnachtsstimmung für die Vorweihnachtszeit.

 

Allerdings gibt es in der Zeit weitere Aufgaben, die für ein schönes Weihnachtsfest sorgen. Während sich Bob, der redselige Farmer, darüber den Kopf zerbricht, wie man ein Schwein für das Festessen besorgt, beschäftigen wir drei uns, aber insbesondere Nico, damit, einen Film zu drehen, zu schneiden, und synchronzusprechen. Für den Lesewettbewerb im November hatte nämlich Nico bereits ein Märchen über das Waisenhaus geschrieben, dass er nun verfilmen wollte. Gesagt, getan. „La Malédiction de l’orphelinat“ -also „Der Fluch des Waisenhauses“- heißt das gute Stück, bei dem die Kinder die Hauptrollen übernommen haben.

 

Für die Kinder ist es das erste Mal, dass sie in einem Film mitspielen. Bei den Dreharbeiten hatten wir zusammen sehr viel Spaß, auch wenn es nervend aufreibend sein konnte, die Kinder zusammen zu treiben und außerdem logistischen Aufwand erforderte, um die Zeit zu finden den Film zu drehen. Zudem hat Nico viel Zeit und Geduld in den Schnitt und das Synchronisieren investiert, sodass der Film auf Deutsch und Französisch sehr schön anzusehen ist. Leider ist zu dem Zeitpunkt des Blogeintrages (6.1.2020) die französischsprachige Version noch nicht hochgeladen worden. Jedoch hoffen wir, dass sich das bald ändert. Der Link zum Film auf Deutsch:

https://drive.google.com/open?id=1yXAyFvLx9vHEkkbRqy3M0NBmROV1xnf8

 

 

Mit dem Film, den vorigen olympischen Spielen und der Dekobastelei vergeht der Dezember wahnsinnig schnell und plötzlich steht Weihnachten vor der Tür. Erst am Morgen des 24. Dezembers hängen wir die selbstgebastelte Weihnachtsdekoration auf. Da in der Mensa die große Weihnachtsfeier stattfindet, wird diese besonders schön beschmückt: Ballons an der Decke, Girlanden an Fenstern und Türen, mit Klebeband befestigte Blumen und Farnblätter an den Wänden und kleine Laternen auf den Tischen.

 

Beim Beschmücken der Mensa hören wir zum ersten Mal Weihnachtslieder. In der gesamten Vorweihnachtszeit habe ich kein einziges Weihnachtsleid gehört. Nicht einmal im täglichen Abendgottesdienst. Die Weihnachtslieder, die hier gehört werden, sind ziemlich anders als die, die ich aus Deutschland kenne. Sie gehören eher in die Kategorie Elektro. So läuft an Weihnachten das Lied: „vive le vent“ – die französische Version von jingle bells- sehr häufig. Aber eben in einer Elektroversion des Liedes. Ähnlich sieht es bei den anderen Weihnachtsliedern aus.

 

Am frühen Nachmittag gibt es ein großes Fußballfest. Das Spiel ist so wichtig, dass selbst die einheitlichen Fußballtrikots der Schule ausgegraben werden. So spielen wir Erwachsenen in leuchtend gelben Trikots, die die Aufschrift des SV Worblingen ziert, gegen die Kinder, die in schlichten, schwarzen Trikots auflaufen. Am Seitenrand ertönt haitianische Pop/Elektromusik, woraufhin viele Kinder anfangen zu tanzen. Andere sitzen auf den bunt bemalten Stahlrohren und schauen dem Spiel zu. Auf dem unebenen Fußballfeld in der Schule findet nun eine intensive und ausgeglichene Partie. Diese ist aufgrund des Terrains eher von Alleingängen geprägt, da der Ball bei Pässen schnell verspringt. Trotzdem spielt man, wo man kann so gut es geht, zusammen. Am Ende geht das Spiel leistungsgerecht 1:1 unentschieden aus.

 

Direkt im Anschluss fängt dann die Weihnachtsfeier in der bunt dekorierten Cafeteria an. Dort präsentieren die Kinder aller Altersgruppen ihre außergewöhnlichen Gesangs- und Tanzkünste. Zunächst sagt der kleine Kiki (6Jahre) ein Gedicht auf. Dann singt Islène wundervoll. Darauf folgen zwei eindrucksvolle Tanzchoreographien, ehe Emarah sie mit einem Weihnachtslied ablöst. Auffällig ist, dass selbst bei der Weihnachtsfeier kaum Weihnachtslieder erklingen, sondern die Liedwahl meistens auf den üblichen Raboday (=der hiesigen Popkultur) fällt. Dann geht es mit vielen weiteren Beiträgen weiter. Der Tanzstil von den Kindern unterscheidet sich von dem europäischen Tanzstil sehr. Dabei kommen die meisten Bewegungen aus den Beinen und der Hüfte. Gerade die Beinbewegungen sind deutlich schneller. Als krönender Abschluss performt selbst Dada, die Kranken- und Ordensschwester, in unverhoffter Begleitung ihres Hundes Sam.

 

Auf das Programm folgt eine kleine Pause, in der die Cafeteria für das Weihnachtsfestmahl vorbereitet wird. In der Zwischenzeit strömen alle Kinder, die nicht mithelfen, heraus. Es ist mittlerweile schon dunkel geworden. Nun werden draußen Böller in die Luft gejagt. Es sind zwar deutlich weniger als normalerweise an Silvester, jedoch wurde mit diesen Böllern viel mehr Unfug angestellt. So zünden die Erwachsenen! die Raketen in dem Mund und auf dem Kopf eines anderen Erwachsenen an und warten darauf, das sie in die Luft fliegen. Die Raketen versetzen die kleinen Kinder, aber auch die Hunde, in Angst und Schrecken. Zudem gibt es nun viele Wunderkerzen, mit denen ähnlich unverantwortlich umgegangen wird. Was kann man Dummes mit einer Wunderkerze machen? Hochwerfen, in die Richtung anderer werfen! Auch wenn es zugegebenermaßen schön aussieht, ist es einfach nur dumm und gefährlich.

 

Nach der kleinen Blaupause, in der die Cafeteria umgebaut wird, ist es Zeit für das „Festessen.“ Es ist eine Suppe aus, Olivenblättern, Möhren, Kartoffeln, Schweinefleisch etc. Als ich auf die Teller der Fleischfresser schaue, bin ich glücklich, dass ich Vegetarier bin. Denn in den Tellern schwimmen die unappetitlichsten Innereien des Schweines, bei denen man gar nicht erst wissen will, wo sie herkommen.  Auf Carls Teller können wir beispielsweise einen Teil des Darms identifizieren. Nichtsdestotrotz schmeckt die Suppe trotzdem gut und bei der guten Gesellschaft zu Tisch ist das Thema auch nebensächlich. Dass Fleisch auf den Teller kommt, ist für die Kinder etwas ganz Besonderes.

 

Danach machen sich die Kinder auf, um draußen mit selbstgebastelten Laternen über den Hof des Waisenhauses zu laufen. Dabei ist das Versammeln und sich in Reih und Glied aufstellen die schwierigste Aufgabe. Alle Kinder müssen in Zweierreihen hintereinanderstehen. Dabei stehen die Kinder, die keine Laterne gebastelt haben, vorne. Hinten sind all die anderen Kinder mit ihren Laternen. Nur Natha soll mit seiner Laterne als erster den Weg erleuchten. Neben mir ist Walax (ca. 11 Jahre alt), der zwei Laternen gebastelt hat. Er gibt mir kurzerhand eine, sodass wir gemeinsam laufen können. Dann geht es endlich los. Ganz vorne läuft Dada, die Krankenschwester, zusammen mit Natha, dann alle ohne Laterne und hinten alle mit Laterne. Dann fangen alle gemeinsam an „Stille Nacht“ zu singen. Singend ziehen wir zweimal über den Hof des Waisenhauses. Es erinnert mich ziemlich an Sankt Martin. Das Bild ist ziemlich ähnlich.

 

Jedoch endet der Laternenumzug anders als an Sankt Martin nicht mit einem großen Martinsfeuer, sondern mit einer besinnlichen Runde um ein Teelicht. Das ganze Waisenhaus stellt sich im Kreis um ein einzelnes Teelicht auf. Dann sagt Dada ein Gebet auf, dass schon nach zwei, drei Worten von allen anderen mitgesprochen wird. Anschließend bittet Dada die Kinder für einen Moment inne zu halten und sich an alle Gute zu erinnern und sich bei Gott dafür zu bedanken. Eine bedenkliche Stille folgt. Eine Stille der Besinnlichkeit. Eine Stille der Barmherzigkeit. Eine Stille tiefster Dankbarkeit.

 

Nach einiger Zeit bricht Dada die Stille. Sie fordert nun alle Anwesenden auf, einzeln zum Teelicht zu gehen. Dort sollen sie ein Gebet für sich selbst und Madame Leconte (die Schulträgerin, die wegen ihrer kranken Mutter nicht da sein kann) halten.  Anschließend wird jeder dazu angehalten ein Teelicht anzuzünden. Dieses repräsentiert das innere Licht, dass jede*r in sich trägt. Von Zeit zu Zeit brennen immer mehr Kerzen in der Dunkelheit. Sie bilden einen großen, leuchtendem Kreis. Ein wunderschöner Anblick. Als die letzten Kinder ihre Kerzen in dem Kreis anzünden wollen, ist leider auf dem Tisch kein Platz mehr. Deshalb bildet man spontan ein weiteres Viereck auf dem danebenstehenden Stuhl. Dann bleiben alle noch für eine gewisse Zeit stehen und sehen sich die Kerzen an, ehe sich die ersten müden Kinder in ihr Bett verabschieden. Heiligabend ist vorbei!

 

Doch ist Weihnachten nach Heiligabend schon vorbei? Nein, die Weihnachtstage gibt es ja auch noch. Und was fehlt den Kindern noch besonders? Geschenke! Und außerdem waren bisher noch keiner in einem Weihnachtsgottesdienst. Das muss natürlich nachgeholt werden. Um 7:00 morgen geht es los. Die Messe dauert hier immer lange. Sehr lange. 3 Stunden normalerweise. Carlie, die sonst immer den Abendgottesdienst leitet, erklärt mir, dass sie mit einigen Kindern in den „kurzen“ 3-stündigen Gottesdienst geht. Es gibt nämlich noch einen weiteren Gottesdienst am Nachmittag, der 7 Stunden dauert! 7 Stunden! Bei diesem Gottesdienst ist es normal, dass ein Teil der Glaubensgemeinde einschläft. Carlie ist das auch schon einmal passiert.

 

Das Jahr neigt sich schnell dem Ende zu und unsere Abreise rückt immer näher. Heute ist unser letzter Tag in Haiti und die Kinder bereiten für uns eine schöne, aber auch traurige Abschiedsfeier vor. Wir haben die Zeit hier sehr genossen. Dankeschön für die vielen schönen Erfahrungen.

 

*Ben